Individuelle Gedenkstätten
– liebevoller Ausdruck bleibender Erinnerung

Autorin: Simone Naujack

Veröffentlicht in der Neuen Binger Zeitung am 27. 03.2013

Grabsteine, oder wie man früher sagte Leichensteine, dienen traditionell dem Totengedenken und markieren die Grabstätte.

Von „sprechenden“ Steinen
Die ursprünglich römische Idee der Grabplatte wurde von den Christen übernommen. Adel und reiche Bürger erhielten eine solche Platte im Boden der Kirche, später auch an Wänden und Säulen. Die „einfachen Gemeindemitglieder“ mussten sich mit einer Platte auf dem Kirchhof zufrieden geben. Erst seit dem 18. Jahrhundert werden stehende Grabsteine verwendet. Grabsteine waren und sind oft Ausdruck besonderer Handwerkskunst. Die Gestaltung war im Laufe der Geschichte einem Wandel unterworfen. Beispielsweise wurde um das 18. Jahrhundert die komplette Lebensgeschichte des Verstorbenen auf den Steinen verewigen. Diese sogenannten „sprechenden Steine“ sind besondere Zeitzeugen. Oft fand Granit, wegen seiner großen Haltbarkeit, Verwendung. Regional wurde aber auch Holz – trotz oder wegen der Witterungsanfälligkeit- als Werkstoff verwendet. Heute nutzt man Natursteine aus aller Welt. Meist tragen sie Namen und Lebensdaten des Verstorbenen, oft auch zusätzliche Symbole. Die Gestaltungsfreiheit wird von Friedhofssatzungen eingeschränkt.

Von „wachsenden“ Steinen
Die Idee des „wachsenden“ Grabsteins kam vor rund 10 Jahren mit der Waldbestattung auf. Hier tragen die Bäume einheitliche Namenstafeln. Individuell ist nicht die Tafel, sondern der Baum, das sogenannte RuheBiotop. Im Vordergrund steht die Verbindung zur Natur.

Von „bleibender“ Erinnerung
Ruhebiotope werden auf mindestens 100 Jahre vor Abholzung geschützt. Ein Grabstein kann, wie man auf liebevoll gepflegten alten Friedhöfen vielerorts sehen kann, wesentlich älter werden. In der Regel wird heute aber das Nutzungsrecht für eine Grabstätte, und somit auch die Haltbarkeit des Grabsteins, auf rund 30 Jahre begrenzt.

„Wahr sind nur die Erinnerungen, die wir mit uns tragen; die Träume, die wir spinnen und die Sehnsüchte, die uns treiben“
(Schlusssatz der „Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann).

Simone Naujack
RuheForst Rheinhessen-Nahe