Das Fledermausprojekt

Die Idee: Seit über 50 Millionen Jahren gibt es Fledermäuse in Deutschland – die letzten 50 Jahre haben sie allerdings an den Rand der Ausrottung gebracht. Nahrungsmangel, zum Beispiel durch den Einsatz von Insektiziden oder durch den Verlust an landschaftlicher Vielfalt und Quartiermangel sind die wichtigsten Ursachen für den dramatischen Rückgang der Fledermauspopulationen in Deutschland.
Fledermäuse haben kaum natürliche Feinde, aber gehören zu jenen Lebewesen, die am meisten unter intensiver Land- und Forstwirtschaft sowie der Vernichtung natürlicher Lebensräume durch den Menschen leiden (Quelle:  www.nabu.de )

Drei Gründe für den Rückgang der Fledermauspopulation:

  • Auf dem Speiseplan der heimischen Arten stehen fast ausschließlich Insekten. Leider lauert in der Beute auch eine Gefahr: Insekten sind vielfach durch Pflanzenschutzmittel oder andere Chemikalien belastet. Die mit der Nahrung aufgenommenen Gifte häufen sich im Fledermauskörper an und schwächen die Tiere selbst oder deren Nachwuchs.
  • Quartiermangel ist ein weiterer Faktor der unsere Fledermäuse gefährdet. Sommerliche Tagesschlafplätze fehlen, weil es noch immer zu wenig abgestorbene Bäume und Höhlenbäume gibt.
  • Es mangelt außerdem an ungestörten Jagdrevieren mit gesunder Artenvielfalt der Insekten

Das Fledermausprojekt:

    • Eine Insektenbekämpfung durch Chemikalien findet in unserem Wald nicht statt. Der Waldalgesheimer Wald ist seit 1999 FSC-Zertifiziert, d.h unter anderem, dass auf den Einsatz von Chemikalien im Wald verzichtet wird.
    • Nach dem BAT Konzept werden Waldteile als sogenannte Waldrefugien ausgewiesen, hier wird keine Forstwirtschaft betrieben, diese Waldteile entwickeln sich ungestört, so entstehen ideale Jagdreviere für die Fledermäuse. Solche Waldrefugien wurden in der Nähe des RuheForstes ausgewiesen.
    • Ebenso sieht das BAT-Konzept vor, sogenannte Höhlen- und Altbäume zu erhalten, diese dienen unter anderem den Fledermäusen als Sommerquartiere.

Biodiversität und biologische Vielfalt:
Umgangssprachlich werden die Begriffe Biodiversität bzw. biologische Vielfalt häufig mit Artenreichtum gleichgesetzt. Das ist zwar eigentlich nicht ganz richtig, macht aber deutlich, dass es hier nicht um eine einzelne Tier- oder Pflanzenart geht, sondern um ein Zusammenspiel, ein Netzwerk, ein Gefüge. Bereits 1999 hat man im Waldalgesheimer Wald die idealen Voraussetzungen hierfür geschaffen: denn seither ist dieser Wald FSC-zertifiziert. Ziel des FSC ist eine natürliche Waldgesellschaft, also eine intakte Lebensgemeinschaft aus Tieren und Pflanzen So werden z.B. einheimische, standortgerechte Baumarten bevorzugt, eine natürliche Verjüngung des Waldes gefördert, Bioptop- und Todholz im Wald belassen, auf Chemieeinsatz verzichte und 5% der Waldfläche nicht bewirtschaftet. Externe Fachleute kartieren die Lebensräume bedrohter Tierarten. Regelmäßig finden sogenannte FSC-Audits zur Überprüfung der hohen Standards statt.
Zusammenhang mit dem Fledermaus-Projekt:
Hätten Fledermäuse tatsächlich das Talent, gebissene Tiere zu ihresgleichen zu machen, wären nicht einige Arten vom Aussterben bedroht. Dabei brauchen Fledermäuse zum Leben nicht viel: hauptsächlich ihre Ruhe und unbelastete Insektennahrung. Passenderweise wurde das erste Waldrefugium im Waldalgesheimer Wald unmittelbar am Waldalgesheimer Bestattungswald „RuheForst Rheinhessen-Nahe“ ausgewiesen. Im RuheForst bleiben durch das besondere Konzept der Waldbestattung alte Bäume großflächig (momentan auf einem Areal von 14 Hektar) erhalten. Die Waldbesucher werden hier überwiegend auf ausgewiesene, markierte Wege kanalisiert. Im 2015 ausgewiesenen, angrenzenden Waldrefugium hingegen ist das Betreten nicht erwünscht. In diesem, nach dem BAT Konzept von Landesforsten ausgewiesenen, schützenswerten Waldteil entwickelt sich der Wald ungestört. Durch die Kombination aus Bestattungswald und Waldrefugium im FSC- zertifizierten Wald entstehen ideale Jagdreviere mit unbelasteter Insektennahrung und ruhigen Sommerquartieren in alten Bäumen für die Fledermäuse. Ein Zeichen hat die Gemeinde Waldalgesheim mit der aufwendigen Pflege ihres Wahrzeichens, der Kaltwassereiche, am Eingang des RuheForstes, gesetzt: Der rund 400-jährige Baum bleibt erhalten. Ein weiterer Schritt war die Pflege der 300-jährigen Fledermauseiche an der östlichen Feld-Wald-Grenze des RuheForstes aus Spendengeldern für das Fledermausprojekt. Der nächste Schritt soll nun eine Beobachtungskanzel sein, die es den Besuchern ermöglicht einen Überblick über Waldrefugium und RuheForst zu bekommen, ohne die Tiere zu stören: Denn nur was man kennt kann man lieben und möchte man schützen. Das Fledermausprojekt ist bewusst langfristig angelegt und baut nicht auf publikumswirksame Sofortmaßnahmen. Bewusst werden keine künstlichen Nisthilfen errichtet oder spezielle Lebensräume für eine einzelne Tierart geschaffen, sondern Wert auf den Artenreichtum, der Teil und Voraussetzung der Biodiversität ist, gelegt.

Quelle und weitere Informationen:

www.fsc-deutschland.de und www.wald-rlp.de