Funktionierende Ökosysteme erhalten

4. März 2020 – 

AZ Bingen 04.03.2020

Eine Ausstellung zum prämiertem Fledermaus-Projekt im Waldalgesheimer Rathaus soll für
Naturbelange sensibilisieren.
Von Jochen Werner

Simone Naujack freut sich, im Waldalgesheimer Rathaus die besondere Ausstellung zur
Artenvielfalt des Waldes zu präsentieren, die auf der Grundlage des prämierten
Fledermausprojektes entstanden ist. (Foto: Jochen Werner)

WALDALGESHEIM – Die interaktive Ausstellung steht, die für Mittwochabend
angekündigte Vernissage fällt allerdings mit Blick auf den Coronavirus aus. Das haben der
Ältestenrat der Gemeinde und die Verwaltung am Montagabend so beschlossen. Das Team des
Waldalgesheimer Ruheforstes mit Revierförster Bernhard Naujack hatte sein
Fledermausprojekt vor knapp zwei Jahren der Initiative der Vereinten Nationen, „UN-Dekade
Biologische Vielfalt“, vorgestellt und wurde Mitte vergangenen Jahres als „besonders
vorbildlich“ ausgezeichnet. Bis zum 26. März soll jetzt mit allen Sinnen die dazugehörige
Ausstellung „leben.natur.vielfalt“ des Bundesamtes für Umwelt- und Naturschutz im Rathaus
der Knappengemeinde zu erleben sein.
Die Ausstellung ist das eine, das andere sind die speziellen Dinge, mit denen Simone Naujack
versucht, die Sinne für den Wald und seine Belange zu schärfen. Und natürlich für die
Fledermäuse. Die, so die Mitarbeiterin in der Ruheforstverwaltung, brauchen drei Dinge: eine
Wohnung, Nahrung und ein gescheites Jagdrevier. Gerade in diesem Zusammenspiel komme
der Ruheforst mit seinen frei stehenden, alten Bäumen ins Spiel, die in einigen Baumhöhlen
idealen Wohnraum bieten. Dazu kommen der FSC-zertifizierte, natürlich genutzte Wald im
Anschluss und direkt nebenan das ursprünglich verbleibende Waldrefugium, in dem das
Stichwort „Betreten verboten!“ gilt, zu dem demnächst eine Waldlebensbrücke führen und
Basisinformationen zu der Besonderheit dauerhaft sichtbar machen soll. Allein durch diese
Faktoren ist biologische Vielfalt geboten. „Das Fledermausprojekt hat also tatsächlich etwas
mit dem Ruheforst zu tun, ist vor allem aus ihm heraus entstanden“, fasst Simone Naujack
zusammen.
Auf den UN-Wettbewerb wiederum habe sie ein Kunde aufmerksam gemacht, Forstamtsleiter
Axel Henke die Sache schließlich mit ins Rollen gebracht. Erste Besucher der Ausstellung
seien begeistert gewesen: Schulklassen aus Waldalgesheim, Weiler und Bingerbrück haben
sich dabei auch auf die Waldjugendspiele, die im Juni anstehen, vorbereitet und viel über den
Wald und die Tiere gelernt – alles unterstützt von Waldfibeln in leicht verständlicher Sprache.

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ÖFFNUNGSZEITEN
Geöffnet ist die Ausstellung vom 5. bis 26. März, montags von 16 bis 18 Uhr, donnerstags
von 16 bis 20 Uhr und außerdem nach Vereinbarung.
Vorträge: 26. März, 18 Uhr, „Natürlich trösten – mit Kindern über den Tod reden“; 2. April,
18 Uhr: „Wald im Klimawandel und Biotoppflege im Bestattungswald“.
Eintritt und Teilnahme sind kostenlos.

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„Natürlich. Schützenswert. Einzigartig.“ – abgedeckt wird die ganze Vielfalt des
Lebensraumes Wald. Mit Roll-ups vom Bundesamt, eigenen Fotos und besonderen Gimmicks
wie einem Riechspiel, in dem fünf verschiedene Kräuter – von Salbei über Kamille, Minze
und Brennnessel bis hin zu Fenchel – erkannt werden wollen. Oder fünf doppelte Fühlkästen,
die Dinge ertasten lassen, die in den Wald gehören oder völlig fehl am Platz sind. Nicht alles
ist dabei so leicht zu erkennen wie eine Zigarettenschachtel oder Moos.
Ein paar Schritte weiter werden die Leistungen des Waldes in den Vordergrund und ins
Gedächtnis gerückt: Wer weiß schon, dass allein in Rheinland-Pfalz pro Sekunde 0,27 oder
pro Jahr 8,7 Millionen Kubikmeter Holz nachwachsen, dass der komplette Holzvorrat des
Landes rund 244 Millionen Kubikmeter beträgt?
Insgesamt wird auf alle Facetten der Biodiversität hingewiesen, werden Zusammenhänge klar
gemacht. Schwerpunkt sind teilweise einmalige Fotografien der verschiedenen Lebensräume.
Das Gesamtwerk soll helfen, die Betrachter dahingehend zu sensibilisieren, die
funktionierenden Ökosysteme als Lebensgrundlage zu erhalten.