100 000 Euro für nachhaltigen Wald

12. März 2021 – 

Allgemeine Zeitung Bingen 06.03.2021
 
Langjährige Zertifizierung des Waldalgesheimer Forsts zahlt sich auch finanziell aus
 
Die ehemalige Knappengemeinde darf sich als erste Kommune der Region über die vom

Bundeslandwirtschaftsministerium unter Julia Klöckner ausgelobte Prämie für nachhaltige Waldwirtschaft freuen. Bereits seit 1999 ist der Waldalgesheimer Forst FSC-zertifiziert. Das Anstreben und regelmäßige Bestätigen des Gütesiegels macht sich erstmals bezahlt. Für jeden der 829 Hektar Betriebsfläche im Wald werden 120 Euro ausgeschüttet, insgesamt also knapp 100 000 Euro. Dafür muss allerdings gewährleistet sein, dass die
Voraussetzungen für das Siegel eine Dekade lang eingehalten werden.

Der Klimawandel und der Verlust der Biodiversität mit dem Artensterben sind die beiden höchst dramatischen Hauptprobleme des Waldes. Das komplette Ökosystem ist aus den Fugen geraten. Im Forst wurde reagiert, wurden Paradigmen gewechselt. Der Weg führt weg vom Holzverkauf als wichtigstem Geldbringer und hin zu einer Forstwirtschaft, die den Erhalt des Waldes als Vegetationsform und des darin herrschenden Mikroklimas in den Vordergrund stellt. Die Ökosystemleistung des Waldes gilt es zu erhalten, auch wenn in unseren Bereichen die Tendenz laut Forstamtsleiter Axel Henke eher hin zu mediterranen Wäldern zu gehen scheint. Zu Wäldern, die nicht mehr die aktuelle Höhe erreichen und viel lichter sind.

Die 500 Millionen Euro, die der Bund aus seinem Konjunkturpaket an „Nachhaltigkeitsprämie Wald“ ausschüttet, sind für Henke, „ein guter Schritt in die richtige Richtung“. Die Zukunft soll in der Waldklimaprämie liegen, in der die Ökosystemleistung des Waldes als Kohlenstoffdioxidspeicher vergütet wird. Im Land wurde diese von der ehemaligen Umweltministerin Ulrike Höfken angeregt. Henke betonte die Notwendigkeit, dass dies auch auf Bundesebene geschehen müsse, „denn das Geld aus der CO2-Bepreisung muss dahin gehen, wo Kohlendioxid tatsächlich gespeichert wird“. In Rheinland-Pfalz ist das belegt: Rund ein Viertel der kompletten Emissionen im Land nimmt der Wald auf. In diesem Bereich besteht noch Handlungsbedarf, wird sich noch vieles tun.

„Der Wald ist trendy. Die Waldbewirtschaftung ist im Umbruch, es gibt viele neue Finanzierungsmöglichkeiten“, so Henke. Revierförster Bernhard Naujack und Ortsbürgermeister Stefan Reichert dürfen sich symbolisch auf die Schultern klopfen. „Wir haben lange darauf hingearbeitet, hatten zu Beginn auch viele Probleme mit Wildschäden“, so Naujack. Jetzt habe man es zu einem zukunftssicheren, funktionierenden Wald geschafft. Einem
Wald mit natürlicher Verjüngung und Artenvielfalt. Dem stimmte Henke zu: „Waldalgesheim ist mit seinem seit über zwei Jahrzehnten durchgängig zertifizierten Forst ein Leuchtturmprojekt.“

Die Prämie soll für eine Schadensminimierung und die zukunftsgerichtete Umwandlung des Forstes hin zu klimastabilen Mischwäldern verwendet werden.