Den Wald als Kunst begreifen

23. Mai 2015 – 

Allgemeine Zeitung Bingen: 19. Mai 2015

 

Von Jochen Werner

LEHRPFAD Rahmen aus Ästen machen auf Besonderheiten des Forsts aufmerksam

Zum fünfjährigen Jubiläum des Ruheforsts hat sich das Team mit Simone und Bernhard Naujack, Markus Brendel und Jan Hochleitner etwas Besonderes einfallen lassen. Erste Veranstaltung ist die Wald-Bilder-Ausstellung „BaumArt“, der etwas andere Waldspaziergang auf einem speziell angelegten Pfad in einem ruhigen Teil in unmittelbarer Nähe des RuheForstes. Die, die ihn abgegangen sind, sind begeistert, ob Erwachsene oder Grundschüler der Waldalgesheimer Astrid-Lindgren-Schule.

„Künstler ist der Wald selbst“, beschreibt Revierförster Naujack das Vorhaben, mit 14 ganz speziellen Waldbildern auf Dinge aufmerksam zu machen, an denen man normalerweise vorbeiläuft. Bis Pfingstmontag ist der Weg noch offen, danach wird er wieder zurückgebaut, bleibt Teil des sensiblen, ruhigen Bereich des Waldes. Das Ziel sei, die Besucher und Spaziergänger auf dem Weg zu entschleunigen. „Wir wollen jedem die Möglichkeit geben, „runterzukommen“, sich neu zu sammeln und zu besinnen“, schildert Naujack. Der Weg ist eben alles andere als ein typischer Waldlehrpfad.

Faltblätter am Eingang geben Informationen zu den einzelnen Waldbildern. Ein Schritt durch die Saloontüren, und schon steht man in einer neuen Welt. Der Weg führt durch einen komplett „vergessenen“ Teilbereich des Waldes: Nach dem Windwurf von 1990 habe der sich absolut natürlich entwickeln können, erklärt Naujack, insofern gebe er viele unerwartete Einblicke und zahlreiche Besonderheiten. Zweifellos: Der Weg macht den Kopf frei, mit jedem Schritt, mit jeder Minute ein Stück mehr.

Mit Birkenstämmchen und -ästen sind Bilderrahmen nachgebildet, den jeweils besten Standort kennzeichnet eine Baumscheibe. Die Drittklässler mit Lehrerin Ruth Becker hatten das System schnell durchschaut. An jeder Station durfte einer der Schüler vorlesen, was es zu sehen gab. Nur das Beschränken auf den Seh- und Geruchssinn fiel manchem schwer: Den Pflanzensaft (Harz) des „Blutenden Baumes“ wollten doch viele anfassen. Lilly, Mara und Sofia aus der 4b, die mit Silvia Gartzke unterwegs war, kannten sich mit ihren zehn Klassenkameraden im Wald bestens aus: „Wir haben nämlich im letzten Jahr die Waldjugendspiele gewonnen, und unsere Parallelklasse wurde Fünfter“, freute sich Lilly auf den Wandertag in den Wald.

Die Entdeckungsreise der Kinder brachte Überraschendes zutage. Ob beim Blick in die Baumwipfel, der zeigte, wie klein der Mensch wirklich ist. Ob in der tollen Bilderkombination mit Blick in einen stehenden Baumstumpf, in den die Äste nach innen zu wachsen schienen oder auf einen im Abbauprozess befindlichen liegenden Baumstumpf. Oder ob bei den Hinweisen auf die kleinen Dinge und das Zusammenspiel von Leben, Licht, Wachstum, Nachhaltig- und Vergänglichkeit.

GEÖFFNET: Wegen der großen Nachfrage kann der Wald-Bilder-Pfad BaumArt am Waldalgesheimer RuheForst noch bis Pfingstmontag, 25. Mai, besichtigt werden. Der Pfad beginnt am hinteren Parkplatz des RuheForstes am Ende der Waldstraße.

 

Waldbild